Andaman Islands, Tag 3 Havelock South

Tag 3: Havelock South N 11° 56,65‘ E 092° 59,35‘

Um 7 Uhr sind wir schon wach (in Thailand wäre es halb 9). Die Zeit nutze ich zum Steppen, denn Rapport ist um 8 Uhr. Möglichst freundlich sage ich, dass wir noch an der gleichen Position wie am Vorabend liegen (und nicht magisch teleportiert sind – das schenke ich mir) und immer noch 2 Personen Crew an Bord haben. Aber, o weh! Sie finden uns auf ihrem Radar nicht. Ich bleibe entspannt, sage einfach, dass wir heute in der Gegend bleiben und überlasse es ihnen, uns zu finden. Denn wir wollen erst mal Schnorcheln. Dieses Mal auf der anderen Seite, im Kanal zu Neille Island.

Doch es bringt nicht die erhoffte Verbesserung. Hier gibt es fast noch weniger zu sehen. Dafür dauert es nicht lang und die Küstenwache kreuzt mit ihrem riesigen Dampfer auf. Ob es Zufall oder zur Kontrolle von uns ist, können wir nicht sagen, aber es grummelt ein bisschen in uns. Sie fahren recht dicht an uns Schnorchlern vorbei. Kaum zurück an Bord gehen wir ankerauf – nur ein kleines Stück weiter nach Westen. Hier gibt es einen großen Schnitt landeinwärts, den man mit dem Kajak erkunden kann. Auch der Ankerplatz kann sich durchaus sehen lassen. Die weißen Kreidefelsen leuchten heute in der Sonne auf, grün funkeln die Bäume darauf, voraus ein endlos langer Strand und Mangrovengebiet. Nach dem Frühstück geht es los. Nachdem es eine weite Strecke ist, wollen wir es zuerst mit dem Dinghy erforschen. Und das ist gut so. Ewig ziehen sich die Wasserwege landeinwärts. Zuerst breit, dann zweigen sich immer schmaler werdende Seitenarme ab. Dies sind natürlich die, die wir erforschen wollen.

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Plötzlich riecht es verbrannt. Voraus liegen zwei hölzerne Paddelboote. Vielleicht wird hier das Mangrovenholz zu Kohle verarbeitet – die beste (und am weitesten verbreitete) Holzkohle, die es geben soll. Wir erforschen das gesamte Gebiet. Als es eine Stelle gibt, an der wir anlanden können, hält uns nichts mehr. Durchs knöcheltiefe Laub kämpfen wir uns voran – Hajot barfuß. Ich bin über meine Flipflops froh. Welches war die Insel mit den ganzen Schlangenarten von Königskobra über Vipern? Sie kommen hier fast überall vor. Ich gebe mir keine Mühe, leise zu gehen.

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Spannend sind auch die Löcher im Sand, neben denen sich kleine Kugeln aufgehäuft haben. Ob sich Krabben hier ihre unterirdischen Löcher graben? Und warum sieht der „Abraum“ so kugelförmig aus? Wir werden es herausfinden.

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Auch der ewig lange puderweiße Strand muss natürlich erforscht werden. Die Ebbe naht und das freigelegte Riff zischt eigenartig, ich kann jedoch nicht herausfinden ob es das Meer oder die kleinen Krabben sind, die über den lehmigen Grund huschen.

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Wir sind nicht allein hier – ein Fischer wirft im flachen Wasser seine Netze aus. Er grüßt schüchtern zurück. Das Wasser sinkt schnell und wir beeilen uns, hier wegzukommen, bevor wir noch feststecken. Stellenweise müssen wir unser Dinghy schon schieben. Ein großer Torpedorochen flitzt vor unserem Bug weg – schade, dass wir keine Zeit haben, bei ihm zu verweilen. Dafür schnorcheln wir das Riff um den Ankerplatz der Taimada ab. Es bietet sich ein ähnliches Bild von abgestorbenen Korallen und wenig Fisch wie am Morgen. Plötzlich pickt mich was ins Bein. Ich zucke zusammen. Da habe ich mich doch glatt zu lang über einer Putzerstation aufgehalten. Eilfertig werden meine Oberschenkel von zwei kleinen Putzerfischen gesäubert. Ich lasse sie gewähren. Auf dem Rückweg sind meine Arme dran.

Zurück an Bord ruft die Arbeit. Der Blog und mein Buch wollen geschrieben werden. Und natürlich der obligatorische Rapport abgelegt.

 

 

 

Andaman Islands, Tag 2 Havelock South

Havelock South N 11° 52,95‘ E 093° 01,62

 

Pünktlich um kurz vor acht Uhr melden wir uns bei der Port Control in Port Blair ab. Nach einigem Datenabgleich sind wir ausklariert – mit dem Hinweis, dass wir uns unbedingt zweimal am Tag zu melden hätten. Wir versichern, dass wir das machen werden. Wieder scheint das Verständnis über das Fortbewegungsverhalten eines Segelbootes nicht wirklich vorhanden, als ich gefragt werde, welchen Speed und wann unsere Ankunftszeit ist, und darauf erwidere, dass es vom Wind abhängt. Schließlich sage ich einfach Speed 6 Knoten, Ankunftszeit zwischen 15 und 16 Uhr, damit sind sie zufrieden.

 

Der Himmel zeigt sich heute sehr bedeckt, doch der Wind ist stärker als erwartet – allerdings leider aus der falschen Richtung. Wir müssen aufkreuzen. Anfangs noch etwas ruppig, bekommen wir in der Abdeckung von Havelock Segeln vom Feinsten. Ein echtes Highlight haben wir auch noch: Delfine!

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Die ersten seit gefühlten Ewigkeiten! Die drei springen vor unserem Bug und begleiten uns ein Stück. Viel zu schnell verschwinden sie wieder. Ich bleibe vorn sitzen und genieße das Dahinrauschen. Ab und zu spritzt warmes Wasser gegen meine Füße. Plötzlich klopft mein Herz schneller. Da sind sie wieder! Die Delfine sind nicht weg, sie haben nur ihre ganze Sippe dazu geholt. Eine große Gruppe schießt nun zwischen unseren Rümpfen dahin, manche springen und machen Kapriolen.

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Pünktlich um 15.45 Uhr fällt unser Anker in Havelock South. Kreidefelsen, die mit Urwald bewachsen sind, erwarten uns an Land. Wir sind schon richtig gespannt aufs Schnorcheln. Da wir zwischen 16 und 17 Uhr unsere Position durchgeben müssen, warten wir noch, doch nachdem um 16 Uhr ewig belegt ist, hält uns nichts mehr. Da die Strömung hier kräftig pfeift, fahren wir mit dem Dinghy gegenan und lassen uns zurück treiben. Von „stunning coral gardens“ ist erst mal nichts in Sicht. Kaputte Korallen, recht wenig Fisch. Auch die 30 Meter Sichtweite sind deutlich unterschritten. So konzentrieren wir uns auf die paar Rifffische die da sind – große Papageifische, einige Doktorfische, auch der ein oder andere Kaiser lässt sich blicken. Die Erwartungen waren an dieses gelobte Gebiet hoch, aber das kann sich schnorcheltechnisch noch deutlich steigern. Wie genießen es trotzdem, endlich mal nicht mehr vernesselt zu werden (das größte Manko in Thailand) und die Erfrischung, die das Wasser bietet. Kurz vor 17 Uhr sind wie wieder zurück zum rechtzeitigen Rapport. Die Bestrafung, die uns sonst droht, wollen wir lieber noch nicht am ersten Tag austesten.

Andaman Islands, Tag 1 Port Blair

Port Blair N 11°41.334‘ E 092°42.580‘

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Wir lassen deutsche Pünktlichkeit walten und steuern es, dass wir genau auf die angekündigten acht Uhr in Port Blair einlaufen. Wie verlangt funken wir auch schon zwei Stunden vor Ankunft, doch der UKW-Empfang ist noch schlecht. Unsere Schuldigkeit haben wir getan.

 

In die freudige Erwartung, die normalerweise vor fremden Gebieten von uns Besitz ergreift, mischt sich ein Bauchgrummeln. Zu viele Geschichten haben wir über die Bürokratie hier gehört. Deshalb haben wir uns auch entschieden, einen Agenten zu nehmen. Wir möchten hier nicht unnötig Zeit verschwenden – uns zieht es hinaus in die Unterwasserwelt der Andamanen.

Über Funk geben wir alle unsere Angaben, wie Bootsname, Länge, Tiefgang, Heimathafen, Anzahl der Crew, keine Passagiere, Name des Kapitäns, auch seine Nationalität, Geschwindigkeit über Grund etc. pp. allen nochmals durch (Port Blair Port Control, der Küstenwache, noch mal der Port Control) durch, auch wenn unser Agent Ashraf uns zuvor schon mit all diesen Daten angekündigt hatte, und erbitten die Genehmigung, in den Hafen einzulaufen. Diese wird uns schließlich erteilt und ein Ankerplatz westlich des Chatham Island zugewiesen. Keine genaue Position, wir sollen uns nur vom Fahrwasser freihalten.

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Auf den ersten Blick wirkt Port Blair wie im Hafenhandbuch beschrieben: Trubelig, ein Hafen, in dem auch große Containerschiffe anlegen, deren Abgase wir deutlich riechen. Nach ein paar Tagen auf See ist der Geruchsinn immer extrem empfindlich. Die einstige englische Besatzung schlägt hier deutlich durch. Wir könnten auch in St. George in Grenada gelandet sein. Alte Kolonialhäuser schmücken die Hänge, Palmen wiegen sich im lauen Wind. Viel Grün und bunte Häuser leuchten in der Morgensonne auf. Port Control weist uns an, die Officer der Immigration um 9 Uhr vom Steg abzuholen. Ich schicke unserem Agenten Ashraf von Island Travel eine SMS übers deutsche Handy, weil anrufen nicht geht.

 

Die Beamten sind fast pünktlich, es sind allerdings zwei von der Zollbehörde, die mit dem sehr sympathischen Ashraf den Start der Prozeduren machen. Meine SMS kam sogar an, auch wenn er nicht auf ausländische Telefone antworten kann. Zur Begrüßung gibt es erst einmal ein dickes Lob. Wir sind wohl die ersten Deutschen, die so gut Englisch sprechen seit langer Zeit. Das erstaunt uns zwar, da die, die wir kennen, eigentlich alle der englischen Sprache mächtig sind, aber es freut natürlich. Der Port Control-Offizier hat wohl mehrfach nachgefragt, ob ich wirklich deutsch bin. Ich bedanke mich artig und verschweige, dass wir die ganzen navigatorischen Begriffe nach den 14 Jahren im Schlaf herunterbeten können. Wer schwächt schon freiwillig ein Lob ab?

P1100023 Große WebansichtEiner der Beamten, der mit seiner weißen Uniform um die Wette strahlt und von „seinen“ schönen Inseln schwärmt, macht das etwas Griesgrämige seines braungewandeten Gegenübers – ein echter Inder mit Zeichnung auf der Stirn – wieder wett. Höflich und freundlich sind sie und ziehen sogar ihre Schuhe aus, als sie das Innere des Schiffes betreten. Sie freuen sich über unsere vorbereiteten Stapel an Kopien von Schiffspapieren, Pässen, Visa, Ausklarierungspapieren etc. Vorbeugend haben wir auch schon den Drucker mit integriertem Scanner/Kopierer bereitgestellt, den wir extra noch in Thailand gekauft hatten, weil wir feststellen mussten, dass man für einen Epson-Drucker, den man in Australien kauft, auch nur in Australien die passenden Ersatzpatronen erhält. Man lernt doch nie aus. Besonders die Liste mit dem Schiffsinventar interessiert sie und wir sind froh, alles angegeben zu haben, was ihnen ins Auge sticht.

Mit der Zeit taut auch der Braungewandete auf – vielleicht war es der leckere Passionsfruchtsaft, den wir ihm kredenzen – und ich darf sogar ein Foto schießen. Der weiße Strahlemann freut sich und fotografiert unsere Runde gleich ebenso.

Als sie uns fragen, wie lange wir bleiben möchten, geben wir gleich mutig 30 Tage an, auch wenn in unserem Visum nur 15 Tage gestempelt ist. Strahlemann ist begeistert und sagt, das sollen wir mindestens ausnutzen. Wir hoffen …

Die erste Hürde ist schon wesentlich einfacher geschafft als befürchtet.

 

Es folgen vier Jungs von der Immigration, die Hajot – eine gute halbe Stunde später – abholen kann. Wieder dauert es ein paar Minuten – und zwei Gläser Fruchtsaft – bis sie auftauen, aber dann geben sie uns – zusammen mit Ashraf – die Tipps, was wir in unseren Zeitplan für den Törn eintragen dürfen. P1100025 Große WebansichtTagesgenau müssen wir festlegen, wo wir wann hinfahren wollen. Viele Inseln sind Sperrgebiet, weil dort noch ursprünglich lebende Stämme hausen, die nicht mit der Zivilisation in Verbindung gebracht werden sollten. Dies ist für uns völlig in Ordnung. Unseren Unmut darüber, sich so genau im Vornehinein festlegen zu müssen, verbergen wir. Die wenigen Segler, die hierher kommen, haben noch nicht das Verständnis geweckt, dass man sich in unserem Sport nach Wind und Wetter richtet und nicht nach strengen Vorgaben. Die dreißig Tage Aufenthaltsgenehmigung sind überhaupt kein Thema und werden unbesehen bewilligt.

 

Da die lunch time naht, wird die Küstenwache erst um 13 Uhr bei uns eintreffen. Die Sonne lacht vom Himmel und zu gern hätten wir die Pause genutzt, um ins Wasser zu springen. Doch die Salzwasserkrokodile, die hier hausen und sich schon einige einheimische Fischer einverleibt haben, reduzieren die Attraktivität des Badegewässers deutlich. So nutzen wir die Zeit für ein spätes Frühstück. Es wird fast 14 Uhr bis die fünf Männer in ihrem eigenen Schlauchboot bei uns eintreffen, während Hajot nur Ashraf vom Steg abholt. Getränke lehnen sie – direkt nach dem Essen – ab. Sie sind wieder höflich, fragen auch, bevor sie Bilder von sämtlichen Details des Schiffes machen (besonders der Tiefenmesser interessiert sie. Wichtig: Niemals ein Echolot angeben, es immer als Fishfinder betiteln!). Auch das Innere wird (ohne Schuhe ausziehen) inspiziert und genauestens fotografiert. Wobei wir eher den Eindruck haben, dass es Neugierde ist. P1100027 Große WebansichtDer Chef der Truppe entschuldigt sich für die Fragen, die er uns stellen muss, dennoch werden wir in bestimmten Tonfall auf die Einhaltung aller Regeln hingewiesen. Nach dem offiziellen Teil machen wir noch ein gemeinsames Fotoshooting auf dem Vordeck und nun folgt nur noch der Hafenmeister, den wir an Land besuchen dürfen. Mit dem Taxi geht es dorthin.

Gefühlt herrscht im Hafenamt Geschlechtertrennung. Frauen in farbenfrohen Gewändern sitzen hinter den Schaltern, während die Männer in westlicher Kleidung – meist Hemd und Jeans oder Bundfaltenhose – die „Büroarbeiten“ erledigen. Der oberste Hafenmeister ist noch unterwegs, so dürfen wir im Büro eines Beamten Platz nehmen. Die übliche Auftauzeit, dann läuft die Unterhaltung an. Wieder bekommen wir ein paar Tipps zu den Gebietsinfos und Ashraf erzählt uns über die Lebensweise hier. Sämtliche Religionen sind auf den Inseln vertreten und es ist so ein eigener kleiner Mikrokosmos. Auch essenstechnisch sind alle Richtungen vertreten – von südindisch bis in den Norden, von sehr scharf bis süß. Zum Frühstück wird hier Brot gegessen. Die Insulaner kommen kaum aufs Festland – zu teuer sind die Flüge für den Verdienst der Normalbürger.

Die Wartezeit nutzen wir auch, um uns unauffällig im Büro umzuschauen. Es gibt keinen Computer, dafür Berge von Akten, die sich auf dem Schrank türmen. Für den Papierkram alleine in diesem Raum musste schon der ein oder andere Baum sein Leben lassen.

Gefühlt Stunden später ist endlich der Hafenmeister zu sprechen. Wir werden sehr freundlich und offen begrüßt. Er beklagt – wie auch schon seine Vorgänger – die wenigen Yachten, die kommen. Wieder erwähnen wir vorsichtig, dass viele von der Bürokratie abgeschreckt werden. Ob das etwas ändern wird? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall sind wir froh, Ashraf bei uns zu haben, der sicherlich die ein oder andere Woge hinter unserem Rücken geglättet hat. Wir erfahren, dass momentan noch ein anderer Segler hier in dem Gebiet unterwegs ist. Wow! Ein anderer. In einem Gebiet, das so groß ist, wie Belgien und die Niederlande zusammen. Da sind wir ja gespannt, ob wir die treffen werden.

 

Noch ein warmer Händedruck und schon sind wir – gefühlte Hektar an gefälltem Regenwald in Form von Papieren – mit der Taimada ganz offiziell auf den Andameninseln angekommen.

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Vishij, unser Taxifahrer mit dem coolen Auto der einheimischen Marke, bei der er noch beim Abbiegen die Hand aus dem Fenster strecken muss, weil wahrscheinlich kein Blinker vorhanden ist (oder nicht tut), steht uns schon zu Diensten.

Da ich dringend auf die Toilette muss, fahren wir zuerst zu Ashraf ins Büro. Es gibt sogar die „western style“ – eine richtige Schüssel, allerdings im einheimischen Stil mit manueller Wasserspülung. Ob das Wasser hier rost- oder mineralienhaltig ist, weil alles braun gefärbt ist? Da wir dringend eine Handykarte kaufen wollten und dies wieder unendlichen Papierkram bedeutet, bekommen wir kurzerhand die von Ashrafs Fahrer für unsere Zeit hier geliehen. Wie praktisch. So fährt uns Vinshij nur – nach dem Geld besorgen am Bankomaten – zum Auftoppen und Internetpaket besorgen. Allerdings müssen wir uns mit der Funktionalität umstellen. Das Telefonnetz streikt zeitenweise und Internet funktioniert aktuell gar nicht. Vielleicht wegen Überlastung. Doch es soll noch einige Zeit ins Land gehen, bis wir das nutzen können.

Der Ort ist laut (für unsere seeluftgewohnten Nasen nach Abgasen stinkend) und trubelig. Auf dem Markt gibt es alles zu kaufen, was das (einheimische) Herz begehrt. Unzählige Stände, viele Menschen in – besonders die Frauen – farbenfrohen Gewändern zeigen das pralle Leben. Wir sind noch müde von der Überfahrt und der letzten Nacht mit kaum Schlaf, das überfordert uns, so weisen wir ihn an, nur zur Tankstelle zu fahren und unsere Diesel-Kanister zu füllen, bevor wir – nach einem Abschied von Ashraf, der noch mal zum Hafen kommt, um zu sehen, ob alles okay ist – zurück zu unserem Dinghy gehen. Wolverine (zumindest sieht er so aus) hat brav auf unser Dinghy aufgepasst, dass es nicht an der Mole scheuert und sich seinen Obolus von 150 Rupien wohlverdient.

Was man wissen muss: Auch Vishij – der Taxifahrer – muss für die komplette Zeit ab Entgegennahme der Dieselkanister bezahlt werden mit 250 Rupien pro Stunde (ca. 3,50 Euro), also insgesamt 4 Stunden. Wer sparen will, sollte also vielleicht anders disponieren und die Kanister zu einem späteren Zeitpunkt füllen. Wir haben wenigstens Zeit gespart.

Totmüde fallen wir in unsere Kojen und holen erst mal den Schlafmangel der Überfahrt wieder auf. Und sind gespannt, was uns hier in nächster Zeit erwarten wird.

 

Auf zu neuen Ufern

The Andaman Islands have everything you could desire from an adventurous yachting destination. There are literally hundreds of deserted islands to explore, each one seemingly more spectacular than the last. The beaches are magnificently pristine and the snorkelling and scuba diving are amongst the best in the world, with an almost untouched marine ecosystem.

There is a live volcano, thousands of square miles of untouched jungle, exotic and thriving wildlife and primitive hunter-gatherer tribes. The fishing is amongst the best in the world.

The Andamans is also starting to develop a superb reputation as a frontier surfing destination where the reef breaks have never been surfed before.

The Andaman Islands were declared a World Heritage Site in 2002. 

Das sagt der Southeast Asia Pilot über unser nächstes Gebiet. Und wir freuen uns schon riesig! Wir haben uns bis oben hin vollproviantiert für die nächsten drei Monate, ausklariert und uns in Port Blair ordnungsgemäß angemeldet – jetzt sind wir gespannt, was uns erwarten wird.

 

Die Tage starten ruhig. Wenig Wind, der Himmel zeigt sich zum Abschied recht bedeckt und natürlich regnet es täglich, seit wir unsere Pumpe für den Wassermacher eingebaut haben. P1090902 Große WebansichtAber wir beschweren uns nicht – das gibt ein sauberes Deck.

Doch auf dem Weg fangen wir uns erst einmal eine Reuse rein uns müssen die Schraube wieder befreien.

 

 

Im Landschutz von Thailand fahren wir gen Norden, auf Höhe der Andamanen, bevor wir dann über die Surin Inseln, wo uns das klare Wasser schon beim Drüberfahren anlacht, von Thailand verabschieden.

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„Was macht ihr, wenn ihr auf hoher See krank werdet“, werden wir oft gefragt. Gute Frage. Pünktlich zum Abfahrt, wo wir für die nächsten Tage weitab von allem sind, zeigt sich der Inhalt der Toilettenschüssel rot. Blasenentzündung. Richtig heftig. Mit Schmerzen. Starten? Starten.

Natürlich ist das auch eine der wenigen Erkrankungen, für die ich jetzt nichts an Bord habe. Man hat ja immer das, was man nicht braucht zur Hand.

Antibiotika? Mal abwarten. Das hatte ich gerade erst mit Augenentzündung und Bronchitis. Schon wieder muss ja nicht. Viel trinken hilft auch – literweise schütte ich Ingwer-Tee in mich hinein, das soll ja auch desinfizierend wirken. Es hilft.

 

Dafür ist der Wind wesentlich besser als die Vorhersage. Hatten wir uns schon geärgert, dass wir bei null Wind los müssen, weil wir ausklariert und angemeldet sind, so bläst ein gemäßigter Nordnordost-Wind, der die Taimada bei ruhiger See gemächlich vorantreibt. Das ist Segeln, wie es das Herz begehrt.

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Und umso weiter wir weg vom Festland kommen, umso freier fühlen wir uns. Weg von den Bojen, auf die man ständig aufpassen muss. Weg von dem ständigen Brummen der Fischerboote, das einen konstant begleitet hat. Das einzige Geräusch ist das sanfte Rauschen der Wellen unter unseren Rümpfen. Herrlich!P1090975 Große Webansicht

Wir verlagern den Lebensmittelpunkt ins Netz. Die Umstellung auf 4-Stunden-Wachen fällt bei dem ruhigen Wetter einfacher als erwartet. In der Nacht leuchtet der Mond uns hell den Weg und ich kann die Zeit nutzen, einige Testlese-Manuskripte der Kolleginnen durchzuarbeiten.

 

 

Drei Frachter begegnen uns auf der gesamten Strecke. Und alle haben Kollisionskurs – es ist einfach unglaublich. Es würde uns immer genau treffen. Als Segelboot haben wir vor diesen Riesen Vorrang – doch es hilft ja hinterher nichts. Aber – ob es Dank unseres neuen AIS ist, das die anderen Schiffe auf uns aufmerksam macht – sie weichen uns alle aus und passieren uns an unserem Heck.

Die Ruhe und Abgeschiedenheit inspirieren und ich komme bei dem ruhigen Wasser ein ganzes Stück an meinem Manuskript, der Fortsetzung von „Im Fahrwasser der Macht“, voran.

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Gerade als ich gemütlich an Deck sitze, aufs Meer schaue und denke, wie grenzenlos die Freiheit mitten auf dem Meer ist und wie wohl ich mich zwei Tagesreisen weg von jeglichem Land fühle, höre ich ein Brummen. Ich eile hinaus. Ein Flugzeug fliegt im Tiefflug direkt über uns. Eilig etwas übergeworfen und noch mal geschaut, überlegt, ob ich Hajot, der in seiner Freiwache tief und fest im Netz schläft, wecken soll, damit er das Handtuch über sich zieht, da kommt schon der Funkruf. Die indische Küstenwache möchte unsere Daten abklären. Brav gebe ich Namen, Schiffsdetails, den letzten und nächsten Hafen, Tiefgang usw. durch, dann drehen sie ab. Kurz darauf kommen sie wieder und fragen noch nach unserer ETA, der geschätzten Ankunftszeit in Port Blair. Mit dem abflauenden Wind und unter Motorkraft, die wir ja steuern können, sind wir genau im Plan. ETA Freitagmorgen, acht Uhr. Zero eight hundred werde ich gefragt und bestätige.

 

Dann wird es wieder ruhig um uns und wir sind wieder allein in unserem kleinen schwimmenden Universum. Nur wir, der strahlend blaue Himmel, der sich über die tiefblaue See wölbt, ein paar Kumuli, die laue Brise und die obligatorischen fliegenden Fische. Ein leckerer Tuna erweitert unseren Speiseplan.

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Doch so langsam holt uns das Leben wieder ein. Wir müssen die gefühlt hunderte von Listen in x-facher Ausfertigung vorbereiten, die die Behörden in Indien von uns haben möchten. Der Drucker läuft heiß. Dann sind wir bereit für das, was vor uns liegt. Hoffentlich. Wir lassen uns überraschen.

 

 

 

 

Aufbruchstimmung

Auf der Taimada herrscht Aufbruchstimmung … Die finale Strecke unserer Weltumsegelung liegt vor uns.

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Die letzten Tage in Thailand, wo wir vier wundervolle Jahre mit schönen Törns verbracht haben. Der Abschied fällt uns schwer.

 

Katamaran Taimada Thailand - Pha Nga Katamaran Taimada Weichkorallen bei Ko Lipe

Doch vor uns liegen drei aufregende Monate abseits jeglicher Touristenpfade mit vielen spannenden Erlebnissen.

Netterweise hat sich die Taimada wieder eine gute Zeit herausgesucht, um uns mitzuteilen, dass sie ein paar Ersatzteile bräuchte. Unser Wassermacher für Trinkwasser – eines der existentiellsten Teile für die Überfahrt – hat sich noch zum Jahresende verabschiedet und uns Zeit gelassen, hier, wo man an Ersatzteile noch einigermaßen gut herankommt, eine neue Pumpe zu bestellen. Mit Express kommt sie aus Deutschland.

Die Zylinderkopfdichtung haben wir ausgetauscht.

Ebenso braucht der Dinghy-Motor, der seit Jahren zuverlässig schnurrt, eine Vergaserreinigung.

Nicht alles schaffen wir – die Windgeneratorersatzteile, die angeblich im Oktober bestellt waren und von uns wöchentlich angemahnt, kommen wohl nie mehr … That’s live …

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Auch unsere Bilgen füllen sich bis oben hin. Lebensmittel für drei Monate Fahrt werden gebunkert. Mopedladung für Mopedladung an Konservendosen, Müsli, Nudeln, Reis, Mehl zum Brotbacken und anderen Hartwaren füllen unsere Schränke; Fleisch, Wurst und Käse die Gefriertruhe uCAM00796nd den Kühlschrank. Vorausschauend haben wir das ungezuckerte Milchpulver schon in Malaysia gekauft, das wäre auch hier schwer. Wir möchten autark sein, um unterwegs nur frisches Obst, Gemüse und Eier nachkaufen zu müssen und den Fisch zu fangen. Auf den Andamanen soll es auch Huhn zu kaufen geben, dass man dann noch selbst rupfen muss. Wir werden sehen … 😀

 

Das Satellitentelefon wird reaktiviert und für den Mailverkehr bereit gemacht. Jetzt können nur noch kurze Textmails ohne Anhänge empfangen werden – alles andere regelt „unser Heimbüro“, in Form meiner Schwester.

Programme für den Seewetterempfang werden aktualisiert, Karten zur Navigation heruntergeladen, Infos über die Reviere studiert. Ausgerechnet jetzt zeigt sich das Internet von seiner schlechtesten Seite und streikt stundenweise.

 

Am unangenehmsten ist der Behördenkram. Alle Länder, die vor uns liegen, haben Berge von Schriftverkehr, der vorneweg erledigt werden muss.

Crewlisten in x-facher Ausfertigung, Kopien der Schiffspapiere und Pässe, Listen aller elektronischen Geräte an Bord mit Seriennummern (was zum Teil bei den alten Geräten eine echte Herausforderung darstellt), aller sonstigen Güter, wie Lebensmittel (oh je!) etc. pp., Listen von den Ankerplätzen, die wir anfahren möchten, müssen erstellt werden.

Der E-Mail-Server zur Vorabklärung läuft heiß.

Uns rauchen auch die Köpfe.

 

Und auch das Herz wird uns schwer. So viele tolle Erlebnisse hier in Thailand. Wieder heißt es Abschied nehmen auf unbestimmte Zeit. Menschen zurückzulassen, die man ins Herz geschlossen hat. Die ein oder andere Träne ist schon beim letzten Treffen gerollt.

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Some people just pass by, but some leave footprints in your hearts.

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Wir behalten euch in unseren Gedanken und kommen ganz bestimmt irgendwann wieder … 🙂