Recherchereise nach Borneo, Tag 3

11.04.13 Tag 3:
Hutan Lindung Wehea

(Bilder folgen)

Früh plätschert der Regen vor unserer Veranda, verbreitet einen herrlichen Geruch nach feuchtem Gras. Zum Sonnenaufgang schwillt das Grillenkonzert noch einmal an. Gemütlich stehen wir auf. Rahim brät uns Nudeln mit Frühlingszwiebeln – wieder lecker gewürzt. Was haben wir für ein Glück! Auch die Sonne schiebt sich schon schnell durch die Wolkendecke, das Grün schimmert wie frisch gewaschen. Heute begleitet uns Wahyu auf einer Tour durch Regenwald und Fluss. Der Boden ist teilweise matschig und rutschig. Über enge Pfade geht es bergauf und wieder hinunter. Vor zwei Tagen war hier erst ein Orang-Utan unterwegs – schade, dass wir ihn verpassen. Wir sehen dafür Schwärme von bunten Schmetterlingen und eine farbenfrohe Raupe im Flußbett. Wahyu schwingt sich über Lianen – auch Tarzan ist hier bekannt.

Das Waten durchs flache Wasser ist erfrischend. Wir verfolgen seinen Lauf bis zu einem kleinen Wasserfall. Die Klettertour ins obere Becken erspare ich meinem lädierten Knie und schaue mich um. Da piekst mich etwas am Fuß. Es sieht aus wie ein kleiner Wurm, circa zwei Zentimeter lang und sehr agil. Als ich meinen Fuß genauer anschaue, sehe ich zwei dicke Blutegel sitzen. Glücklicherweise haben sie sich noch nicht festgesaugt. Auch Hajot picke ich gleich einen vom Fuß. Wir erfahren, dass beides Blutegel-Arten sind. Ich finde, man könnte diese Egel auch durchaus mit „k“ schreiben. Das erklärt auch unser anhaltendes Bluten vom Vortag. Durch den Fluß stapfen wir zurück. Routinemäßige Kontrolle alle zehn Minuten. Die Sonne funkelt durchs dichte Blätterdach, malt bunte Kringel auf die Wasseroberfläche. Das Murmeln des Baches und der Duft des Regenwaldes nehmen uns gefangen.

Das Wasser wird etwas tiefer. Wenn es geht, laufen wir am Rand. Wir müssen die Seite wechseln, es wird schlammig. Ich versinke bis zum Knie im Matsch, stecke fest. Sinke immer tiefer. Das Wasser umspielt die Fransen meiner abgeschnittenen Jeans. Ich ziehe mit ganzer Kraft, da kommt mein Fuß frei. Nur meine Trekking-Sandale steckt noch fest. Hajot befreit sie, doch das Band ist gerissen. Gut, dass Hajot McGuyver ist und es Schlingpflanzen im Urwald gibt – sie eignen sich hervorragend zur Reparatur. Als der Bach tiefer wird, ist Wahyu, den wir wegen seiner Gummistiefel schon beneidet haben, in der Bredouille. Doch Hajot schafft Abhilfe und trägt ihn auf dem Rücken hinüber. Wir haben viel Spaß. Dem Bach folgen wir weiter, über umgestürzte Baumstämme oder darunter hindurch – Abenteuer-Trekking ganz nach unserem Geschmack.

Rahim erwartet uns mit einem köstlichen späten Lunch: Gegrillte Fische, Gemüse und Tempeh – fermentiertes Soja – knusprig gebraten und, obligatorisch, Nasi (Reis). Ich notiere mir all seine Rezepte. Den halben Nachmittag verbringen wir im Fisch Spa und lassen uns abknabbern. Unsere Haut muss rein wie die eines Babys sein. Das abendliche Gewitter trommelt auf das Holzdach, wir sitzen gemütlich mit Tee und kaltem Bier beisammen, Wahyu flechtet uns Ringe aus Lianenfasern. Es ist unglaublich, man kann weder Anfang noch Ende sehen. Neben den traumhaft schönen Erlebnissen werden uns diese noch lange weiter begleiten.

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter in den Kutai National Park fahren. Doch im Dorf von Wayhus Sippe ist morgen ein Fest. Irau – eine Art Erntedank-/Neujahrsfest, das nur alle paar Jahre stattfindet, wenn Sonne und Mond in der richtigen Konstellation stehen. Normalerweise ist dies nur für die Einheimischen – solch eine Einladung können wir natürlich nicht ausschlagen und sagen gerne zu. Auch Rahim hat dies bislang noch nicht erlebt und wir freuen uns gemeinsam darauf.

Recherchereise nach Borneo, Tag 2

10.04.14 Tag 2:
Borneo/East Kalimantan – Hutan Lindung Wehea

(Bilder folgen)

Wir fallen um 6 Uhr früh beinahe aus den Betten, als gegen unsere Tür getrommelt und das Frühstück – Nasi Goreng Ayam (gebratener Reis mit Huhn) – gebracht wird. Da wir erst um 7.30 Uhr abfahren wollten, haben wir noch tief und fest geschlafen. Das Frühstück packen wir erst mal in die Taschen und trinken den leckeren Schwarztee. War die Straße am Vortag schlecht, wird sie heute richtig sportlich. Tiefe Rinnen haben sich in die Spur gegraben, Steinbrocken und Löcher bescheren eine holprige Fahrt. Rahim entschuldigt sich, doch wir beruhigen ihn. Aus dem Outback Australiens sind uns solche Wege nicht fremd.
Der „Hutan Lindung Wehea“ (Waldschutzgebiet Wehea), einst von Konzessionen der Holzfällergesellschaften stark bedroht, liegt heute unter der Obhut der Ureinwohner, der Wehea Dayak. Starke Anstrengungen werden unternommen, um das 38.000 Hektar große Gebiet vor weiterer Abholzung und die artenreiche Flora und Fauna zu bewahren. Finanzielle Mittel sind rar – es werden Hilfsorganisationen gesucht, die den Erhalt des Gebietes unterstützen. Der bevorstehende Besuch der Forstbehörde verursacht große Aufregung unter den Rangern, denn ihr Schicksal hängt von der Unterstützung von Behörden und der NGOs ab.
Malerisch am Kutai River gelegen ist die „Eco-Jungle-Lodge“, zwei komplett aus Holz gebaute zweistöckige Häuser im Stil der long houses der Dayaks. Alles sehr schlicht, doch für uns ist es first class. Selbst der „Pool“, ein Becken vor dem kleinen Wasserfall, und das Fisch Spa fehlen nicht. Wir lassen uns gleich von den Fischen anknabbern, es kitzelt unglaublich. Unser Lachen dringt bis ins Haus, erfahren wir später von Rahim. Zum ersten Mal kommen wir in den Genuss seiner Küche. Er verwöhnt uns mit knusprigen Fischen, Wasserspinatgemüse und dem obligatorischen Reis, alles köstlich gewürzt. Gäbe es Sterne zu vergeben, wären sie definitiv hier angebracht. Mit Kaffee und Tee lassen wir es uns in dem Holzpavillion mit Blick auf den Fluss so richtig gut gehen, bevor wir uns in Begleitung von dem Ranger Wahyu, einem Wehea Dayak, auf den Weg in den Dschungel machen. Der steile Aufstieg treibt unsere Pumpe in der feuchten Luft zu Hochleistungen an, der Schweiß rinnt in Strömen. Doch im Regenwald ist es angenehm kühl. Die Holzfällergesellschaften haben Pfade geschlagen – unvorstellbar, wie sie die großen schweren Stämme über diese Wege abtransportiert haben. Glücklicherweise wurde hier nur sehr selektiv abgeholzt, so dass viel vom ursprünglichen Wald erhalten blieb. Wayhu möchte Englisch lernen, spricht schon einiges. Am Anfang noch sehr still, überbrücken wir nach und nach die Sprachbarriere und unterhalten uns mit Händen und Füßen. Er zeigt uns Nester von Orang-Utans, Tausendfüßler und erklärt über die Gepflogenheiten der Dayaks. Auch die Jagd ist hier in dem Schutzgebiet für die Einheimischen verboten, so dass sie oft Versorgungsschwierigkeiten haben. Doch sie sind froh, dass ein Teil ihres Landes erhalten bleibt und nicht mehr von den großen Gesellschaften zerstört, deshalb arbeiten sie gerne daran mit.
Wie es hinauf ging, geht es nun auch wieder steil herunter, die Landschaft hier ist hügelig. Laub raschelt unter unseren Füßen, es riecht angenehm nach feuchter Erde. Der Rundweg führt ein paar Meter über die Straße zurück, die von Alang-Alang-Gras, hohen, spitzen Grashalmen, die alles überwuchern, umsäumt ist. Die Verletzungen an unseren Füßen, die gar nicht mehr aufhören wollen zu bluten, führen wir zuerst darauf zurück. Das Bad im Fisch-Spa-Pool verschafft Linderung und mit Rahims köstlichem Abendessen – in süßer Sojasauce und Tomaten marinierte Hühnerbeine, Weißkohl-Karotten-Kartoffel-Gemüse, kleine Omelettes mit Frühlingszwiebeln und natürlich Reis. Das Bintang-Bier, das Rahim uns in einer Eisbox gekühlt hat, zischt herrlich in unseren ausgetrockneten Kehlen. Auch unsere Ranger trinken mit. Wir verbringen einen spannenden, informativen Abend mit guten Gesprächen über Gott und die Welt und lernen wieder viel über unser Urlaubsgebiet.
Da die Ranger die Zimmer für die Delegation frisch gebohnert haben, packen wir unsere Matratzen auf die Veranda im ersten Stock – mitten im Regenwald. Es gibt keine Moskitos, nur lautes Grillenzirpen, Fröschequaken und andere undefinierbare, spannende Geräusche des Dschungels. Wir fühlen uns wie im siebten Himmel. Und sind uns sicher: Wir haben mit dieser Tour genau die richtige Entscheidung getroffen.

11.04.13 Tag 3: Hutan Lindung Wehea
Früh plätschert der Regen vor unserer Veranda, verbreitet einen herrlichen Geruch nach feuchtem Gras. Zum Sonnenaufgang schwillt das Grillenkonzert noch einmal an. Gemütlich stehen wir auf. Rahim brät uns Nudeln mit Frühlingszwiebeln – wieder lecker gewürzt. Was haben wir für ein Glück! Auch die Sonne schiebt sich schon schnell durch die Wolkendecke, das Grün schimmert wie frisch gewaschen. Heute begleitet uns Wahyu auf einer Tour durch Regenwald und Fluss. Der Boden ist teilweise matschig und rutschig. Über enge Pfade geht es bergauf und wieder hinunter. Vor zwei Tagen war hier erst ein Orang-Utan unterwegs – schade, dass wir ihn verpassen. Wir sehen dafür Schwärme von bunten Schmetterlingen und eine farbenfrohe Raupe im Flußbett. Wahyu schwingt sich über Lianen – auch Tarzan ist hier bekannt.
Das Waten durchs flache Wasser ist erfrischend. Wir verfolgen seinen Lauf bis zu einem kleinen Wasserfall. Die Klettertour ins obere Becken erspare ich meinem lädierten Knie und schaue mich um. Da piekst mich etwas am Fuß. Es sieht aus wie ein kleiner Wurm, circa zwei Zentimeter lang und sehr agil. Als ich meinen Fuß genauer anschaue, sehe ich zwei dicke Blutegel sitzen. Glücklicherweise haben sie sich noch nicht festgesaugt. Auch Hajot picke ich gleich einen vom Fuß. Wir erfahren, dass beides Blutegel-Arten sind. Ich finde, man könnte diese Egel auch durchaus mit „k“ schreiben. Das erklärt auch unser anhaltendes Bluten vom Vortag. Durch den Fluß stapfen wir zurück. Routinemäßige Kontrolle alle zehn Minuten. Die Sonne funkelt durchs dichte Blätterdach, malt bunte Kringel auf die Wasseroberfläche. Das Murmeln des Baches und der Duft des Regenwaldes nehmen uns gefangen.
Das Wasser wird etwas tiefer. Wenn es geht, laufen wir am Rand. Wir müssen die Seite wechseln, es wird schlammig. Ich versinke bis zum Knie im Matsch, stecke fest. Sinke immer tiefer. Das Wasser umspielt die Fransen meiner abgeschnittenen Jeans. Ich ziehe mit ganzer Kraft, da kommt mein Fuß frei. Nur meine Trekking-Sandale steckt noch fest. Hajot befreit sie, doch das Band ist gerissen. Gut, dass Hajot McGuyver ist und es Schlingpflanzen im Urwald gibt – sie eignen sich hervorragend zur Reparatur. Als der Bach tiefer wird, ist Wahyu, den wir wegen seiner Gummistiefel schon beneidet haben, in der Bredouille. Doch Hajot schafft Abhilfe und trägt ihn auf dem Rücken hinüber. Wir haben viel Spaß. Dem Bach folgen wir weiter, über umgestürzte Baumstämme oder darunter hindurch – Abenteuer-Trekking ganz nach unserem Geschmack.
Rahim erwartet uns mit einem köstlichen späten Lunch: Gegrillte Fische, Gemüse und Tempeh – fermentiertes Soja – knusprig gebraten und, obligatorisch, Nasi (Reis). Ich notiere mir all seine Rezepte. Den halben Nachmittag verbringen wir im Fisch Spa und lassen uns abknabbern. Unsere Haut muss rein wie die eines Babys sein. Das abendliche Gewitter trommelt auf das Holzdach, wir sitzen gemütlich mit Tee und kaltem Bier beisammen, Wahyu flechtet uns Ringe aus Lianenfasern. Es ist unglaublich, man kann weder Anfang noch Ende sehen. Neben den traumhaft schönen Erlebnissen werden uns diese noch lange weiter begleiten.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter in den Kutai National Park fahren. Doch im Dorf von Wahyus Sippe ist morgen ein Fest. Eine Art Erntedank-/Neujahrsfest, das nur alle paar Jahre einmal stattfindet, wenn Sonne und Mond in der richtigen Konstellation stehen. Normalerweise ist dies nur für die Einheimischen – solch eine Einladung können wir natürlich nicht ausschlagen und sagen gerne zu. Auch Rahim hat dies bislang noch nicht erlebt und wir freuen uns gemeinsam darauf.

12.04.13 Tag 4: Huntan Lindung Wehea – Nehas Lian Bing – Sangatta
Am frühen Morgen fängt es an zu gewittern. In Bächen strömt der Regen an unserer Veranda vorbei. Wir bleiben trocken, doch der Gedanke an den Weg, der sicherlich unpassierbar wird, schießt mir durch den Sinn. Und er soll sich bewahrheiten. Die Sonne blitzt zwar schon längst wieder durch die Wolken, doch der Weg ist nass und schlammig. Bereits die Auffahrt direkt an der Lodge wird schon unpassierbar, tief graben sich die Räder des Geländewagens in den Schlamm. Unser Fahrer hat schwer zu kämpfen. Wahyu und Rahim steigen aus, werfen Farnwedel vor die Räder, versuchen zu schieben. Unser Hilfsangebot wird vehement abgelehnt. Als ich sehe, wie Rahim barfuß knöcheltief im Matsch steckt und auch Wahyus Stiefel bis oben hin mit Schlamm bedeckt sind, bin ich eigentlich nicht undankbar. Es wird ein Kampf. Millimeterweise kommen wir voran. Mental habe ich das Fest schon abgeschrieben und sehe uns zurück zur Lodge fahren. Doch unser Fahrer beißt sich durch, kurbelt am Steuerrad, das Vierganggetriebe heult gequält auf, gibt laut krachende Geräusche von sich. Durch die geöffnete Scheibe fliegen uns tennisballgroße Schlammbrocken entgegen, der Geruch nach feuchter Erde füllt den Innenraum aus. Teilweise stecken wir bis zum Schweller im Matsch fest. Unfassbar, aber wir schaffen es irgendwie, uns durchzukämpfen. An der Eingangsstation gibt’s erst mal gebratene Nudeln zum Frühstück und Kaffee.

Recherchereise nach Borneo, Tag 1

09.04.14 Tag 1:
Thailand/Phuket – Malaysia/Kuala Lumpur – Borneo/East Kalimantan-Balikpapan

140409 Über den WolkenPünktlich kurz nach Mitternacht landet der Flieger der Air Asia am Flughafen von Kuala Lumpur, nur eine Stunde und zwanzig Minuten Flugzeit von Phuket entfernt. Nach der Kälte im Flieger legt sich die schwül-warme Luft wie ein feuchtes Saunatuch um uns. Wir erfahren zum ersten Mal, was es heißt, Low Cost Carrier zu fliegen. Der Fußmarsch zur Ankunftshalle quer über das Rollfeld im Dunklen scheint kein Ende zu nehmen. Nach Immigration und Zoll freuen wir uns auf unser Zimmer im Flughafenhotel, das wir stundenweise gebucht haben – 8 Stunden Aufenthalt sind lange. Doch wieder schlägt sich der günstige Flugpreis zu Buche: Das Terminal für die „normalen“ Flieger ist für uns nicht zugänglich, wir können das Hotel nicht betreten. Wenigstens erlassen sie uns die Stornogebühren. Jeder freie Platz auf dem Fußboden der Wartehalle ist mit Liegenden belegt. Von einer Gruppe Inder, die aus Gepäcktrolleys eine Wagenburg gebaut haben, wabert der Duft nach Kardamom und scharfen Curry durch die Luft, als sie ihre mitgebrachten Styroporboxen öffnen. Zwei Philippinen aus unserem Flieger haben sich schon in Decken neben Pflanzenkübeln eingerollt. So langsam beginnen sich auch die freien Plätze mitten im Raum zu füllen. Wir sind müde und haben einen ereignisreichen Tag vor uns. Neben dem Massagesalon ist eine Art offene Abstellkammer, leere Müllkübel türmen sich in der Ecke. 140409 FlughafenDer Boden ist schmutzverkrustet, zwei Zentimeter hohe Schrauben stehen hervor. Wir legen unsere Regenmäntel aus, der Rucksack dient als Kopfkissen. So langsam kriecht die Kälte des Marmorbodens von unten schmerzhaft in unsere Glieder. Wir stapeln sämtliche T-Shirts, Hosen und Handtücher unter uns zu einem kuscheligen Schlafplatz. Der Pareo dient als Zudecke. Tatsächlich finden wir Schlaf.

Früh am Morgen geht es zum Einchecken. Ich will nichts von Borneo aus der Luft verpassen, schlafe doch im Flieger wieder ein. Der neue Flughafen von Balikpapan im Osten von Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, ist gerade mal zwei Wochen alt. 140409 Flughafen BalikpapanSehr schick – eine riesige verglaste Halle und weiße Marmorböden, in denen sich die Stahlkonstruktion der Decke spiegeln. Hier hätte man sauber schlafen können.
Rahim von De’gigant holt uns am Flughafen ab, er wird uns die nächsten Tage begleiten. Zuerst sind wir skeptisch, da wir bislang alle Touren selbst organisiert haben und alleine unterwegs waren, doch niemals hätten wir in der kurzen Zeit so viel sehen und erleben können. Wir verstehen uns auf Anhieb. Rahim, der sehr gut Englisch spricht, interessiert sich für Politik, die Welt, die Umwelt, die Wirtschaft – die Gesprächsthemen gehen uns nicht aus.
Die Sechshunderttausend-Einwohner-Stadt Balikpapan ist eine der saubersten Städte Indonesiens – Müll auf die Straße werfen, selbst Zigarettenkippen, wird mit hohen Strafen geahndet. Rahim führt uns zum Markt. Farbenfroh türmen sich rote Drachenfrüchte, gelbe Ananas und grüne Wassermelonen auf. Ihr fruchtiger Duft konkurriert mit dem der, auf dem offenen Grill brutzelnden, Hühnerbeine und Fische aus den Straßenbuden. Wir kehren ein. Rahim hat Mitleid mit uns, als er sieht, wie ungeschickt wir versuchen, mit der Hand aus dem Reis, über den wir eine äußerst schmackhafte Wasserspinatsuppe gegossen haben, so schöne Kugeln wie er zu formen, und organisiert uns Löffel. Und immer wieder versuchen wir, nicht zu vergessen, Hühnchen und Fisch nur mit der rechten Hand zu essen (die Linke ist hier für andere Dinge reserviert).
Die Essensbude liegt direkt am Ufer. Ab und zu zieht der algige Geruch der Brandung vorbei. Vor der Küste lodern Flammen auf den Bohrtürmen – Balikpapan hat seinen Boom durch Öl- und Gasvorkommen erhalten.
Nach einer kurzen Rundfahrt durch den Ort, in dem Nobelgebäude aus weißem Marmor neben hölzernen Stelzenhäusern mit leuchtend blauen Wellblechdächern stehen, geht es wieder zum Flughafen. 140409_Aus_der_Luft_BrachlandGaruda Airlines bringt uns zu unserem nächsten Ziel nach Berau im Herzen von Ost-Kalimantan. Unter uns erstreckt sich Grün. Palmöl-Plantagen, vereinzelte Stellen von Regenwald, immer wieder unterbrochen von riesigen erdigen Flächen. Kohle-Minen, erklärt uns Rahim. Obwohl es als Entwicklungsland zählt, ist Indonesien eines der an Bodenschätzen reichsten Länder der Welt. Borneo besitzt neben Öl-, Gas- und Kohlevorkommen viele Gold- und Diamantminen, denen der Regenwald weichen muss.
Auch die abenteuerliche Fahrt mit dem Geländewagen über die “schlechteste Hauptstraße der Welt” lässt uns zwiespältig zurück. Das üppige Grün des Regenwalds wird immer wieder von riesigen abgeholzten Flächen abgelöst. Wie umgeknickte Mikadostäbchen liegen riesige Baumstämme auf den Hängen, teilweise wurden die Flächen schon gerodet und Plantagen, hauptsächlich Palmöl, teilweise auch das weniger schädliche Kautschuk, angebaut. So langsam wird die Welt um uns herum in rosa getaucht, die Sonne verschwindet hinter den Bergen. Für unseren Fahrer eine Herausforderung, sich über die von tiefen Gräben und Schlaglöchern durchsetzte Straße zu kämpfen. Wir kommen nur langsam voran. 140409 VespernUnser Abendessen an einer Straßenbude teilen wir uns mit Scharen von Moskitos. Die Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, saugen sie sofort wieder aus uns heraus. Sechs Stunden später, irgendwann mitten in der Nacht, kommen wir im kleinen Örtchen Murau Wahau, im Gebiet der Wehea-Dayaks, an. Das Gästehaus ist schlicht, todmüde sinken wir in die Betten. Ein langer, ereignisreicher Tag geht zu Ende.